Ried im Innkreis hat viel zu bieten

Bei einem Stadtrundgang in Ried im Innkreis kann man viel entdecken - (c) Gabi Dräger

Das ist ziemlich ungewöhnlich: Eine Person mit einem Schuh, statt mit einer Fahne an einer Stange, kann man auf dem Brunnen am Hauptplatz in Ried entdecken. Das Wahrzeichen von Ried ist Dietmar mit dem Schuh aus dem Jahre 1665. Die Dietmarsage: Ein Müllersohn aus Ried, Dietmar, nahm im Gefolge des Bayerischen Herzogs am dritten Kreuzzug von 1189 bis 1192 teil. Bei der Belagerung von Jerusalem sind die Bayern voreilig über die Mauer geklettert, sie wurden zerstreut, verloren ihre Fahne und drohten, der Übermacht zu erliegen. Da fasste Dietmar den rettenden Gedanken: Er stülpte seinen Bundschuh auf seine Lanze und hob ihn hoch. Dieser Bundschuh mit den flatternden roten Riemen wurde nun als bayrisches Feldzeichen erkannt. Die Versprengten sammelten sich wieder und konnten sich wehren, bis Verstärkung über die Mauer kam. So wurde im Zeichen des Bundschuhs damals Jerusalem erobert. Dietmar wurde nun vom bayrischen Herzog mit Land belohnt und erbaute darauf den Markt Ried. In den Geschichtsbüchern steht allerdings, dass der Kreuzzug mit einem Friedensvertrag beendet wurde und die Stadt Jerusalem wurde nicht von den bayerischen Kreuzfahrern erobert.

Das Innviertler Volkskundemuseum in Ried im Innkreis beherbergt besondere Schätze. Da gibt es herausragende Werke der bayerisch-österreichischen Bildhauerfamilie Schwanthaler, die mehr als 200 Jahre in Ried im Innkreis ansässig und künstlerisch sogar bis München tätig war. Im Figurensaal des Museums kann man die Skulpturen und die Köglkrippe sehen. Um zu verhindern, dass die berühmte Köglkrippe, ein Werk von Johann Peter d. Ä. Schwanthaler, ins Ausland verkauft wurde, gründeten einige mutige Rieder Bürger den Musealverein, mit dem Ziel, dass in Ried ein Schwanthalermuseum entstehen sollte. In München ist der Name Schwanthaler ein Begriff, denn die Bavaria wurde von Leo von Klenze und dem Bildhauer Ludwig Schwanthaler entworfen. „Das ist nur altes Glump“, dachten die Leute und haben Pfarrer Veichtlbauer ihre alten Sachen gegeben. Im Jahre 1933 war es dann soweit: Das Wirtschaftsgebäude des Pfarrhofs wurde zum Museum. Hier konnten die Schwanthaler-Skulpturen, die umfangreiche Sammlung von Pfarrer Veichtlbauer und die inzwischen auch angewachsene Sammlung des Musealvereins endlich ausgestellt werden.

In der Abteilung für religiöse Volkskunst ist eine Besonderheit: Es gibt dort die Heiligen Geist Taube aus Holz, die für den Haussegen zuständig ist. Früher wurde während der Mahlzeiten meisten nur eine heiße Suppen serviert, denn Fleisch konnte man sich nicht leisten. Der Dampf der Suppen stieg auf und sammelte sich an der Holzfigur über dem Tisch, der Heilig Geist Taube. Der kondensierte Dampf tropfte dann wieder zurück in die Suppenschüssel. Im Volksglauben hat damit der Heilige Geist in die „Suppn brunzt“ und sie dabei gesegnet. So ist der Suppenbrunzer entstanden. Etwas anderes Ausgefallenes in der Ausstellung ist ein Karkelorum, eine Glücksmaschine oder ein hölzernes Kugelspiel. Eine Kugel wird oben in ein Loch in den etwa 30 cm hohen Aufbau gelegt, die rollt dann in Serpentinen nach unten auf das runde Zahlenfeld und bleibt dort auf einer Zahl liegen. Trifft ein Spieler mit der Kugel die Vertiefung 58 in der Mitte des Spielbretts, so ist das Spiel sofort gewonnen. In der volkskundlichen Abteilung sind noch Handwerk, Trachten, Handarbeiten, Schmuck, Gefäße, Glas-, Keramik- und Zinnwaren zu sehen. So hat man einen Eindruck über das Leben im Innviertel in verschiedenen Epochen.

Das absolute Highlight ist die „Oberndorfer Krippe" oder auch die „Stille Nacht Krippe“ genannt; sie ist das ganze Jahr ausgestellt. Vor der Krippe wurde am 24. Dezember 1818 das Weihnachtslied "Stille Nacht, Heilige Nacht“ das erste Mal in Oberndorf gesungen. So ist die Krippe Zeugin der Uraufführung des wohl weltweit bekanntesten Weihnachtsliedes. Das Lied hat Joseph Mohr geschrieben und Franz Xaver Gruber vertont. Auch diese Krippe kam durch Pfarrer Veichtlbauer nach Ried. Das Museum ist aber auch gleichzeitig die Galerie der Stadt Ried, denn es  werden auch moderne Werke von Künstlern aus dem Innviertel gezeigt – das ist ein gelungener Kontrast von gestern und heute.

Bei einem Stadtrundgang in Ried im Innkreis kommt man in der Pfarrkirche St. Peter und Paul wieder die Familie Schwanthaler entdecken. Der Hochaltar (1663–1665) im Chor hat Figuren von Thomas Schwanthaler. In die Werkstatt von Oskar Pointecker muss man einfach eintreten, denn hier dreht sich alles um die moderne Kunst. Ganz zum Thema der Zeit wird nachhaltig, mit Muskelkraft, gedruckt, denn er arbeitet mit alten Druckmaschinen und stellt Druckgrafiken her. Auch die Papierschneidemaschine ist schon über 100 Jahr alt. Jeder darf seine eigene Grußkarte drucken. Eine Espresso-Pause ist notwendig nach so viel Eindrücken. Gleich neben Oskar gibt es das Café Beco. Afranio Simoes aus Brasilien serviert eine Espresso aus Arabicabohnen, der wieder Energie zurückbringt. Gleich gegenüber ist die Giesserei, das Haus, in dem Nachhaltigkeit und Regionalität großgeschrieben werden. Die ehemalige Zinngießerei wurde zum Kaufhaus, Restaurant und Café. Seit zwei Jahren gibt es das Haus schon. Nachhaltige Mode und Produkte werden angeboten. Das Haus selbst ist schon 600 Jahre alt, es wurde neugestaltet, ohne die alten Wurzeln zu zerstören. Im Restaurant Giesserei im ersten Stock wird zum Mittag gebackene Schafskäserolle mit Walnüssen, Honig und Salat im Glas serviert. Zum Nachtisch gibt es Erdbeer-Topfenstrudel mit Vanilleeis. Die Zitronenlimonade mit Melisse schmeckt wunderbar erfrischend.

Weitere Informationen
www.innviertel.at
www.innviertel-tourismus.at
www.oberoesterreich.at
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www.ried.at
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www.giesserei-ried.at
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Über den Autor

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.